Ciao amici

Vivasylt-online-Reporterin Barbara Caderas in der Toscana

So, nun glaube ich, endlich ein bisschen Zeit gefunden zu haben, Euch mal einen Bericht über meine wunderbaren Italien-Ferien zusammenstellen zu können. 

Tja, am Sonntag vor über 5 Wochen fuhren Marcello und ich los – nachdem wir am Samstag noch einige Mängel an meinem Auto festgestellt hatten, die aber leider nicht mehr behoben werden konnten. So mussten wir z.B. 14 Tage lang mit einem „Vogel“ herumfahren; d.h. die Bremsbeläge lösten sich langsam, wodurch ein ziemlich lautes Pfeifen entstand. Aber mein Subaru Justy hat die über 3000 km in Italien trotzdem gut überstanden.

Im Rotlichtmilieu in Genua

Am 20. Mai brachen wir früh morgens auf und fuhren bis nach Riomaggiore, wo wir unser Privatzimmer bezogen. Später fuhren wir zurück nach Genova, wo wir ein bisschen durch die Stadt liefen (versehentlich inkl. Rotlichtmilieu) und sogar das berühmte und in Europa grösste Aquarium fanden, in dem man sich stundenlang aufhalten kann. Es gab die ausgefallensten Fische und andere Seebewohner zu sehen, auch Delfine und Haie, sogar Rochen konnte ich streicheln. Als wir am Abend während eines Gewitters zurück nach Riomaggiore fuhren, fiel dort der Strom während 1 Stunde aus. Man konnte nichts sehen und bekam (seltsamerweise für Italien) schon um 21.30 h kein Abendessen mehr. So gab es halt kalte Pizza bei Kerzenlicht.

Stromausfall in Riomaggiore

 

Eine wunderschöne zugewachsene Villa auf dem Gut Melograno

Wildschweine bei Vernazza

Am Montag war das Wetter alles andere als gut; der Wind blies, und es regnete ständig wieder. Ich dachte sogar, viel zu wenig warme Kleider mitgenommen zu haben. Später wurde ich dann vom Gegenteil überzeugt (fast 2 Wochen lang 30° C). Marcello und ich benutzten den Zug, da in den kleinen Dörfern der Cinqueterre kaum Parkplatzmöglichkeiten vorhanden sind. Wir fuhren also von unserem Ort in den nächsten, nach Manarola, von dort nach Corniglia (mit Aufstieg von ca. 15 Minuten), weiter mit einem kleinen Gratisbus nach Vernazza (unterwegs sahen wir sogar Wildschweine), dem hübschesten der 5 Dörfer, wo wir auch etwas aßen. Am Nachmittag ging es dann weiter nach Monterosso al mare und schlussendlich noch nach Levanto. 

Zusammenfassend kann ich leider nur sagen, dass ich nicht gar so begeistert war wie diejenigen, die in den Reiseführern ihre Kenntnisse zum besten geben. Die kleinen Dörfer sind sehr schön, farbig, ganz in die Felsen hinein gebaut. Auf der Via dell’ amore könnte man vom ersten bis zum letzten Ort wandern, mit einer herrlichen Aussicht aufs Meer und die 5terre. Doch Touristen hat es wie Sand am Meer – für meine Verhältnisse viel zu viele, vor allem englisch sprechende. Durch die engen Gassen und auf den kleinen Bahnhöfen ist stets ein Gedränge und Geplappere. Die Einheimischen haben es anscheinend auch nicht mehr nötig, nett zu sein. Ehrlich, ich habe noch nie so unfreundliche Italiener getroffen. Vielleicht war es aber auch nur das Wetter. Am anderen Tag vertrieb dann die Sonne die Wolken am Himmel, und die Gegend sah schon wieder ganz anders aus.

Sonnenuntergang auf der Isola d ´Elba

Der weltbekannte "Schiefe Turm von Pisa"

Wir fuhren über La Spezia nach Portovenere. Ich war wirklich begeistert von diesem wunderbaren Ort, den ich jederzeit wieder besuchen würde. Weiter ging’s über Lerici, wo es sehr ruhig war, in die Versilia. Wir genossen auf der ganzen Fahrt die wärmenden Sonnenstrahlen und den ca. 30 km langen Sandstrand. In Viareggio fanden wir ein günstiges Hotel und beschlossen gleich noch ein Bad im kühlen Nass zu nehmen.

Von Pisa nach Elba

Am Mittwoch besuchten Marcello und ich Pisa mit seinem schiefen Turm, fuhren weiter bis nach Piombino, wo wir uns auf die „Marmorica“ der Torremar nach Portoferraio/Insel Elba verschifften (5/4 h). Wir logierten während 5 Tagen im Hotel Mare in Magazzini. Da der Strand noch nicht gesäubert war und deshalb überall Berge von Algen herumlagen, gingen wir dann an verschiedene andere Strände der Insel. Damit verbanden wir meistens gleich eine kleine Tour im Osten oder Westen oder mit Marktbesuchen. 

Leider haben wir am 2. Tag schon einen ziemlich starken Sonnenbrand eingefangen, so dass wir beschlossen, während dem Rest unseres Aufenthaltes auf meiner Lieblingsinsel direkte Sonnenbestrahlung eher zu vermeiden. Schade, aber eben, wer nicht hören will, muss fühlen. Ich fahre ja schon seit 25 Jahren auf die Insel Elba, aber mir gefällt es jedes Mal noch ein wenig besser. Ich liebe die abwechslungsreiche Landschaft, die zarten Hügel und schroffen Felsen, die Pinien- und Kastanienwälder, die verschlafenen Bergdörfer und ursprünglich gebliebenen Fischerdörfer, das blaue klare Meerwasser, die feinen Sandstrände, die romantischen Sonnenuntergänge, den Geruch der blühenden Vegetation, die guten Pizzas und feinen Gelati. Ach, ich könnte Euch noch seitenlang von dieser kleinen toskanischen Insel vorschwärmen.

Tramonto a Firenze (Florenz)

Der pittoreske Ort Pitigliano

 

Aber reisen wir ein Stück weiter in der Toscana. Am 28. Mai fuhren wir über Follonica, das interessante Castiglione di Pescaia und Punta Ala, wo wir einfach nichts Sehenswertes fanden ausser die Hunderte von Kilometern Strand an dieser Küste, durch den Naturpark der Maremma bis in die Nähe von Pitigliano. Dort übernachteten wir 2 Mal auf einem urchigen Bauernhof mit jeglichen Tieren wie Schafe, Pferde, Hunde und sonstigem fliegenden und kriechenden Ungeziefer. Von Pitigliano waren Marcello und ich begeistert. Die kleine Stadt wurde auf einen felsigen Hügel gebaut. Früher begruben die Etrusker ihre Toten in diesen Felsen. Später wurden die Häuser drauf gebaut mit ihren dunklen, kühlen Weinkellern. Touristen hatte es nur wenige, und darum war es umso heimeliger. Manciano, Sovana und Sorano sind im Baustil ähnlich, haben jedoch bei weitem nicht den Reiz von Pitigliano.

Von Pienza nach San Gimignano

Am Mittwoch ging es über Pienza fast durch die ganze Toscana in den nördlicheren Teil bis nach San Gimignano. An verschiedenen Tagen unserer Reise mussten wir feststellen, dass es Straßen und Orte gibt, die gar nicht auf der Karte eingezeichnet sind (Straßenkarte der Toscana). Trotzdem fanden wir auch noch unsere letzte Unterkunft, etwas ausserhalb des „Manhatten der Toscana“ wieder auf einem Bauernhof (ein moderner eingerichteter Betrieb, auch die Zimmer, aber wie schon der erste recht günstig). 

Vicino Pienza

 Die berühmte Piazza di Siena

Ich glaube, ich habe in San Gimignano nur Touristen gesehen, diese aber gleich haufenweise. Das Dorf ist wirklich schön mit seinen gepflegten und ehemals Reichtum bedeutenden Gebäuden und der einladenden Piazza. 

Dort haben wir auch das allerbeste Eis gegessen. Leider haben wir es verpasst, mal das „museo della tortura“ zu besichtigen – wer weiss, vielleicht geht ja mal einer von Euch dorthin und kann uns dann erzählen, mit welchen Geräten Verbrecher früher gefoltert wurden!? Wie z.B. auch in Volterra sind die Häuserfassaden mit farbigen Fahnen geschmückt. Und in Colle Val d’Elsa gab es den grössten Markt. 

Siena ist bestimmt einen Besuch wert...

...eine Stadt von angenehmer Grösse, interessant und mit einem einmaligen Platz versehen, den Ihr bestimmt alle schon irgendwann einmal irgendwo auf einem Bild gesehen habt. Florenz ist hingegen riesig, und diese Menschenmassen, die sich durch die Gassen zwängen oder sich auf den Plätzen tummeln – davon und von den hohen Preisen könnte es einem direkt schwindelig werden (die berühmten heissen Schokoladen kosten Lit. 10.000). Meiner Meinung nach bietet Firenze sowieso nicht so viel Sehenswertes; mit dem Dom und dem „ponte vecchio“ sowie den Statuen nackter Männer hat es sich dann auch schon. Fantastisch hingegen war der abendliche Ausblick über die Stadt von etwas oberhalb. Falls Ihr mal mit dem Auto dorthin fahren wollt, überlegt es Euch lieber zweimal – man kommt fast nicht rein, aber vor allem kaum wieder heraus. 

Zum Schluss unserer Reise machten wir noch die „Via del Chianti“. Wir fuhren durch die kleinen Dörfer und die hügeligen Rebberge. Alles war sehr grün und üppig, die Zypressen streckten sich majestätisch dem Himmel entgegen. Am Abend mischten wir uns unter die Einheimischen eines eher unbekannten Dorfes, wo fleissig gefeiert wurde – genauer gesagt fand ein 3-tägiges Weinfest statt, an dem alles zu haben war: Marktstände, Wein- und Ess-Stände sowie verschiedene Karussells und Schiess-Stände. Leider erfuhr Marcello erst um 21.00 h, dass keine Weinflaschen mehr verkauft wurden, sondern nur noch gläserweise zum Degustieren. Na ja, schlussendlich kam er doch noch zu seinem Chianti. Wahrscheinlich war das eine Vorsichtsmassnahme, denn schon am frühen Abend lief Jung und Alt mit einer Weinflasche in der Hand herum. Ich denke, da gibt es ab und zu „wüste“ Bilder zu sehen. Auf jeden Fall wurde unser letzter Abend nochmals mit einem Regenguss gekrönt, mit einem Gewitter sowie Stromausfall vom feinsten.

Am 3. Juni waren Marcello und ich dann auf der Heimreise nicht allzu motiviert – na ja, es ging wieder Richtung nach Hause. Wer freut sich schon auf das Ende vom Urlaub? Mir haben die zwei Wochen sehr gut gefallen. Ich hab viel und viel Neues gesehen, erlebt und gelernt, was ich nicht mehr missen möchte. Vielleicht war es ein bisschen zu anstrengend in Anbetracht der Hitze, doch ich kann nicht still sitzen, wenn ich wo bin, was ich nicht kenne. Das einzig weniger Erfreuliche war, dass alles überrissen teuer war. Die Schweiz ist als ziemlich teures Land bekannt, doch vieles kann ich hier billiger kaufen als in der Toscana, nur die Erinnerungen und Erfahrungen nicht. Aber um ehrlich zu sein wäre die ganze Reise nicht mal halb so schön gewesen, hätte ich sie nicht zusammen mit Marcello machen können.

Heute sitze ich wieder bei der Arbeit, schaue die Fotos an und sehne mich nach Italien zurück. Tja, alles hat ein Ende, und man wird viel zu schnell wieder vom Alltag verschluckt. Um diesen etwas abwechslungsreich zu gestalten, habe ich mir vorgenommen, in Zukunft vermehrt kurze Ausflüge und Trips zu unternehmen, halt so günstig wie möglich, da ich mich ja bald wieder zu den Studenten zählen kann und wohl kaum mehr viel Geld verdienen werde. Bestimmt wird es sich lohnen. Die Zeit vergeht nämlich immer viel zu schnell, man wird nur noch älter, und wer weiss, wie lange man überhaupt lebt. Auf dieser Welt gibt es viel zu viel zu sehen und zu lernen; ich möchte das nicht verpassen.

Ich hätte natürlich noch viel mehr erzählen können, all die kleinen Details, die einem eine Reise versüssen, doch das wäre dann des Guten zu viel. Ich hoffe, Ihr habt Euch nicht gelangweilt und bis bald mal wieder. Viele liebe Grüsse.