Startseite | Butler Johns exklusive Seiten | Feuilleton | Saison-Events 2004 auf einen Blick |
Kampener Literatursommer 2004 |
Schon
immer begeisterte und inspirierte Deutschlands nördlichste Insel alle
Künstler,
die ihr einen Besuch abstatteten. So erlagen Thomas Mann und Theodor
Storm - um nur zwei Namen zu nennen - ihrem Charme.
Nach den erfolgreichen Kampener Literatursommern der letzten Jahre mit prominenten Autoren aus Film, Fernsehen, Politik und Medien haben die Organisatoren rund um die Leiterin der Kurverwaltung Kampen Birgit Friese wieder hochkarätige Persönlichkeiten gewonnen. Die literarische Reihe eröffnet dieses Jahr TV-Reisender Fritz Pleitgen, der am 8. Juli 2004 auf die Insel kommt. |
Peter Lohmeyer wird in Kampen erwartet, hier in "Das Wunder von Bern" |
Siegfried Lenz wird am 22. Juli aus seinem Buch "Zaungast" lesen, Schauspieler Peter Lohmeyer stellt am 28. Juli das Werk von F.C. Delius "Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde" vor. Zugesagt haben außerdem Bertelsmann-Manager und Ex-Minister Manfred Lahnstein für den 5. August, Fußball-Moderator Marcel Reif für den 12. August und Autorin Ingrid Noll (u. a. die Apothekerin) am 18. August. Helmuth Karasek kommt am 26. August und Rafi Schami am 16. September 2004. |
Der kleine charmante Ort Kampen hat es vielen von ihnen besonders
angetan. Um an alte Traditionen
anzuknüpfen, kommen alle Kulturhungrigen in den Sommermonaten auf
ihre Kosten. Unterhaltsames, Infos: Tel. 0 46 51 - 46 98 0 |
Rückblick 2003:
Im September: Thomas Borer-Fielding Als Reformer und Krisenmanager ist er in
der Schweiz berühmt, als unkonventioneller Botschafter in Deutschland: Thomas Borer-Fielding wollte immer Diplomat
werden und seiner Heimat dienen. Zuvor auf Posten in Lagos und Washington,
brachte er zuletzt in Berlin mit seiner texanischen Frau Shawne (siehe auch in Butler
Johns Archiv unter Bvlgari-Party 2001) neuen Schwung in einen alten
Beruf. |
Der ehemalige Schweizer Botschafter in Berlin: Thomas Bohrer-Fielding |
Keiner kann darüber besser Auskunft geben als er selbst - ein Leseabenteuer mit Sogwirkung. Das Abenteuer Diplomatie zwischen Politik, Wirtschaft und Medien. |
Klaus Bednarz: „Östlich der Sonne“ - vom
Baikalsee nach Alaska - Bild und Text: Margot Mielck |
Sein Hobby hat er zum Beruf gemacht, der u.a. mit dem Adolf-Grimme-, Medien- und Umweltpreis sowie goldener Kamera ausgezeichnete Mr. Monitor Klaus Bednarz. Der Literaturwissenschaftler, Dokumentarfilmer und Kommentator las im August 2003 vor nahezu ausverkauftem Haus aus seinem neuesten Buch „Östlich der Sonne“. Sein Studium der osteuropäischen Geschichte führte ihn schließlich auf seiner jüngsten Forschungsreise vom Weltnaturerbe Baikalsee nach Alaska. Die vorgelesene Passage „Flugversuche“ war zugleich eine Hommage an seine Pilotin, wie angenehm es doch ist - im Gegensatz zu der sibirischen Fliegerei – problemlos von femininer Hand auf die Insel Sylt geflogen zu werden. |
Kamen ohne Pomp und Eklat: (v. re.) Dr. phil. Klaus Bednarz, Moderatorin Gaby Mühlenbrock (WDR), Fluglehrerin Rosa Höltken, Rheine. Zum Empfang gesellte sich Pilot Frank Wukasch aus München |
Klaus Bednarz hat mit Goldsuchern und
Walfängern gesprochen, mit Polarforschern, Archäologen, Schamanen und
Indianerhäuptlingen, mit Verbannten und Sträflingen der GULAG. Immer
wieder ist er dabei auf Gemeinsamkeiten sibirischer und indianischer Mythen
und Legenden gestoßen, auf überraschende Parallelen von Kultur und
Lebensweise. Vom Baikalsee bis nach Alaska -
durch Taiga, Sümpfe und reißende Flüsse.
Wölfe und Wale, Bären und Stechmücken. Klirrende Kälte, sengende Hitze. Menschen, die sich unter diesen extremen Bedingungen behaupten. Landschaften, deren berückende Schönheit Menschen verstummen lässt. Drei Expeditionen haben Klaus Bednarz und sein Team vom Baikalsee zu den Tlingit-Indianern im Süden Alaskas geführt, über eine Strecke von 10.000 Kilometern. |
Klaus Bednarz, auch bekannt als "Mr. Monitor" |
Durch das "Land östlich der Sonne" zogen einst die Vorfahren der
nordamerikanischen Indianer. Klaus Bednarz ist ihren Spuren gefolgt, vom
Baikalsee bis nach Alaska. Eine beschwerliche, gefahrvolle Reise: zu Fuß,
mit Schiffen, LKWs und Schneemobilen, mit Rentierschlitten, Flugzeugen und
Hubschraubern. Von seiner großen Reise hat er atemberaubende Bilder und
spannende Geschichten mitgebracht. "Wir sind am Ende der Welt. Wer könnte darüber besser erzählen als Klaus Bednarz." Stuttgarter Zeitung. |
Mitte August war Gregor Gysi im
überfüllten Kaamp Hüs zu Gast:
"Was nun?" - Über Deutschlands Zustand und meinen eigenen Statt Lesung ein Interview |
Gregor Gysi zeigte für VivaSylt sein schönstes Lächeln |
24 Stunden nach Erscheinen
seines neuen Buches „Was nun?“ startete Gregor Gysi von Sylt aus die
bundesweite Vorstellung. Als die Gastgeberin Birgit Friese den Polit-Autor
von Kampen zum Signieren seines Buches nach Westerland in ihrem Austin
Mini fuhr, fragte dieser verwundert:
„In diesem kleinen Ort kommen Menschen zur Signierstunde?“ Beim
Anblick der vielen Interessenten im Buchhaus Voss entfuhr es ihm dann
staunend: „Ist hier eine PDS-Hochburg?“
Sein Staunen hörte jedoch nicht auf. Abends in Kampen war der Veranstaltungssaal des Kaamp-Hüs mit über 350 Personen total ausverkauft. Interviewt von Chefredakteur Reinhard Burchardt (Deutschlandfunk), erzählte Gysi aus seinem Leben. Seine spritzig ironischen Schilderungen aus seinen DDR- und Bundestagszeiten wurden immer wieder durch viel Beifall unterbrochen. „Sylt ist wohl doch eine verkappte PDS-Hochburg …. unglaublich!“, schmunzelte der Ex-Politiker. |
„Solch einen Andrang hatten wir bis
jetzt nur bei Weltstar Mario Adorf“, freute sich Kampens Kurdirektorin.
"Was nun?" ist weit mehr als nur eine persönliche Bilanz. Es ist auch und vor allem ein räsonierendes Buch, indem es um die Entwicklung Deutschlands geht. Gysi befasst sich mit Voraussetzungen des Friedens ebenso wie mit der Absurdität des Krieges. Gregor Gysi, wie ihn viele schätzen: bissig, unbequem, provokant. Ein linker Demokrat, der gegen den Strom des Zeitgeistes schwimmt. |
Chefredakteur Reinhard Burchardt (Deutschlandfunk) im Interview mit Gregor Gysi (li.), der zum Abschluss einige Zeilen aus seinem Buch las. |
Erika Pluhar las Mitte Juli 2003 aus ihrem Buch "Die Wahl" |
Zum Inhalt: Als die ehemalige
Schauspielerin Charlotte sich der Herausforderung stellt, für das Amt der
Bundespräsidentin zu kandidieren, überschlagen sich für die 60jährige
die Ereignisse. Und bald schon geht es um sehr viel mehr: das
Sich-behaupten-Müssen im politischen Alltag, die Wahl eines Mannes
zwischen Macht und Lebenswahrhaftigkeit, die Liebesfähigkeit einer reifen
Frau und eine ganz ungewöhnliche Mutter-Tochter-Beziehung.
In einem "Women"-Interview betonte die Autorin: "Ich glaube, dass wir alle aufgerufen sind, im Laufe unseres Lebens lieben zu lernen." |
Rückblick: André Eisermann mit seinem Buch:
"1. Reihe Mitte - Ein Schaustellerleben"... |
André Eisermann als Kind im Wohnwagen |
Eisermann, 1967 in Worms in ein weitverzweigte Schaustellerfamilie hineingeboren, berichtet von Begegnungen mit den seltsamsten Menschen unserer Zeit: von Buschweibern und Doppelmenschen, von Riesen, Zwergen und Bartdamen, von dem Elastikwunder Dorit Paselli, die seine Großmutter war, und seinem Großvater, dem "Bären-Maxe". André hatte einen großen Traum: Schauspieler zu werden. Mit 17 bewarb er sich an der Otto-Falckenberg-Schauspielschule in München und fand in George Tabori seinen Lehrer. Für die Titelrolle in Peter Sehrs "Kaspar Hauser" erhielt er Auszeichnungen auf der ganzen Welt. Sein zweiter Film "Schlafes Bruder" wurde für den Golden Globe in Hollywood nominiert. Dies ist die Geschichte eines leidenschaftlichen Schauspielers, der nicht nur auf renommierten Theatern aufgetreten ist, sondern auch in der Oper und im Musical gesungen, Ballett getanzt und mit Bühnenshows wie "Die Leiden des jungen Werther" Erfolge wie kein anderer gefeiert hat. Vor allem aber ist es die Geschichte eines Menschen, dem es nie peinlich war, sich zur Schau zu stellen, es ist ein Schaustellerleben. |
Lesung und Kinobesuch mit Günter Lamprecht |
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Einen ereignisreichen Tag hatte Schauspieler Günther Lamprecht Ende August auf Sylt. Der Anlass war die Präsentation seines Buches: „Und wehmütig bin ich immer noch“ im Rahmen des Kampener Literatursommers. Gerade mit Flugzeug gelandet, stand schon die Signierstunde bei Buchhandlung Voss auf dem Termin-Plan. Anschließend war er Ehrengast im neu eröffneten Filmpalast „Kinowelt“ in der Westerländer Strandstraße. Dort begrüßte ihn Kino-Manager Andreas Forst mit einem Blumenstrauß zur Sondervorführung des Kinofilms „Herzschlag“ (Deutschland 92), in dem Lamprecht die Hauptrolle spielt. Ein leichter Hauch „Filmfestspiele Cannes“ schwebte durch das moderne Kinocenter, da auch der NDR mit seinem Kamerateam präsent war. |
Das Team von "Kinowelt" freute sich riesig über den Besuch des beliebten Filmschauspielers Günter Lamprecht |
Bevor er zum Literatursommer nach Kampen eilte, kehrte der große deutsche Schauspieler noch kurz im Caféhaus "Wien" ein, um sich mit einem leckeren Speiseis zu erfrischen: "Immer wenn ich auf Sylt bin, esse ich hier so eine Eis-Köstlichkeit". "Und wehmütig bin ich immer noch" Der große deutsche Schauspieler, der unvergessene Darsteller des Franz Biberkopf in Rainer Werner Fassbinders "Berlin Alexanderplatz" ist selbst ein Berliner, wie er im Buche steht, ein Straßenjunge der 30er Jahre. Günter Lamprecht wuchs als Sohn einer Portiersfrau und eines Taxifahrers auf, ein Kind aus den Wilmersdorfer Hinterhöfen. Jetzt lässt er seine Berliner Jugendzeit Revue Passieren. Der Schrottplatz um die Ecke, der jüdische Kinderarzt, die ostpreußischen Großeltern, die resolute Mutter, die Boxkämpfe im Sportpalast, die Gesetzlosigkeit in der Trümmerlandschaft der Hauptstadt.... In dem fast ausverkauften Saal des Kaamp Hüs sorgte Schauspieler Günter Lamprecht mit seinem Erstlingswerk „Und wehmütig bin ich immer noch“ für eine Publikumsstille, in der man eine Stecknadel hätte fallen hören können. Seine Kindheits-Erinnerungen aus der Zeit vor, während und nach dem zweiten Weltkrieg waren so ergreifend und realistisch, dass auch jüngere Zuhörer das Gefühl hatten, sich auf einer Zeitreise zu befinden. Die zum Teil brutalen Zustände in der Zeit der NS-Herrschaft, als Andersdenkende zum Teil durch Nachbarn und eigene Familienmitglieder denunziert wurden, im Wilmersdorfer Hinterhofmilieu Suff und Schläge an der Tagesordnung waren, wurden von dem Autor so interessant in Erzählform gebracht, das die Spannung im Publikum fast zu hören war. Anschließend standen Lamprecht-Fans um Bücher nicht nur für sich sondern auch für Eltern und Großeltern an. |
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Alice Schwarzer |
Den Auftakt des diesjährigen Kampener Literatursommers bildete Anfang Juli Alice Schwarzer im Kaamp Hüs. Weit über 200 Zuhörer füllten den Kampener Veranstaltungssaal, als die Emma-Herausgeberin aus ihrem Buch: Romy Schneider – Mythos und Leben“ las. 1976 trafen sich Alice Schwarzer und Romy Schneider in Berlin und Köln: "Wir sind die beiden meistbeschimpften Frauen Deutschlands", meinte damals die Schauspielerin zu Schwarzer, die für ihre Zeitschrift Emma ein Porträt "der" Romy vorbereitete. 20 Jahre später veröffentlichte sie dieses Buch über das Leben, die Stärken und die Verletzlichkeit des Weltstars. Den Fundus zu diesem Buch erhielt die Autorin in Form von Zetteln, Briefen und Tagebüchern von Romy selbst. In langen Gesprächen schüttete sie der Journalistin das Herz aus. Auch Romy Schneiders Sylt-Aufenthalt im Juli 1968 in Axel Springer Klenderhof (Kampen) wird in dem Buch erwähnt. Große Begeisterung empfand Romy nicht für Sylt. Der Marsch durch die Dünen, das Schleppen der Badetaschen, der kräftige Wind. Dies alles war ihr zu anstrengend „und an jeder Welle hängt ein nackter Arsch.“ Nach der Lesung kam auch das „Hennen-Duell“ zwischen Alice Schwarzer und Verona Feldbusch zur Sprache, indem eine sichtlich gelöste Autorin die Sprachweise der Medien anprangerte: „Männer führen ein Streitgespräch, Frauen ein „Hennen-Duell“. Dafür gab es Beifall, auch von den anwesenden „Quotenmännern“. mehr zu Verona Feldbusch auf Sylt |
Die in 1942 geborene Journalistin, Autorin und Moderatorin Schwarzer schrieb schon 1969 für "Pardon", engagierte sich in Frankreich, später in Deutschland für die Frauenbewegung, lernte die Schriftstellerin und Philosophin Simone de Beauvoir kennen und führte über einen Zeitraum von 10 Jahren ausgiebige Interviews mit der Lebensgefährtin von Jean Paul Sartre. 1976 gründete sie die Zeitschrift "Emma". 1987 legte sie sich mit Helmut Newton an, dessen Fotografien sie als sexistisch und frauenunwürdig empfand. Später schrieb sie über die Zeit-Herausgeberin Marion Gräfin Dönhoff die Biografie "Ein widerständiges Leben" und erhielt das Bundesverdienstkreuz am Bande. |